Der antike Bergbau in Laurion

Griechenland ist ein Land, das durch Vulkanismus geprägt ist. Aber nicht immer sieht man an der Oberfläche Krater, Kegel oder Lavadome. Manchmal blieb eine Magmakammer in der Tiefe stecken. Wenn dann Grundwasser in Rissen versickerte, dann traf es auf das heiße Gestein und stieg wieder in der Erdkruste auf. Dabei löste es wertvolle Metalle auf. Diese lagerten sich weiter oben in kühleren Bereichen in dicken Schichten ab. Manchmal füllte Erz ganze Karsthöhlen im Marmor von Laurion. Es gab dicke Anreicherungen von Kupfer- , Blei- und Zinkerz.
Irgendwann fiel den Menschen das schwere, dunkel-silberne Mineral Bleiglanz (PbS) auf, das in kleine Würfel zerbrach, wenn man es aufschlug. Später kam einer auf die Idee, das Material auf Holzkohle zu rösten und ein silbernes Metall floß aus. Ein Metall, das weich und schwer war. Leicht konnte man daraus Gewichte gießen, die man beim Fischfang oder beim Weben benötigte.
Ließ man das Blei zu lange rösten, entstand ein rötliches Salz und dazwischen glänzte wieder etwas. Und diesmal war es klein Blei, sondern reines Silber!
Silber war wertvoll und man konnte daraus Schmuck und Münzen anfertigen.
Aber auch rotbraunes Kupfer fand man auf ähnliche Weise. Überall, wo herrlich blaue und grüne Mineralien im Fels leuchteten, wusste man, dass hier Erze waren. Auch diese wunderschönen, blauen Azurite und die grünen Malachite waren als Erze und als Farbstoffe gefragt.
Langsam entdeckte man immer mehr Stellen, an denen man Bodenschätze fand. Schon 1400 v. Chr. verwendete man die Mineralien. In der frühen, antiken Zeit begann systematischer Bergbau. Die oberflächennahen Vorkommen wurden immer weniger. Die Nachfrage aber immer größer. Also musste man tiefer in die Erde vordringen.
Die ersten Stollen wurden gegraben. Immer tiefer ging es in den Berg. Unfälle waren an der Tagesordnung.
Die Stollen waren eng und oft konnten nur Kinder oder Kleinwüchsige dort arbeiten. Nur mit einer Öllampe und einem primitiven Hammer wurde das Erz aus dem Fels gehauen.
Bald war man hunderte Meter tief in die Berge vorgedrungen. Immer wieder erstickten Arbeiter und man musste Lüftungsstollen nach oben graben. Noch heute gibt es an vielen Stellen um Laurion herum gefährliche, tiefe Lüftungsstollen. Oft geht es hunderte Meter senkrecht in die Tiefe.
Langsam entstand eine Industrie. Das Erz wurde in Aufbereitungsanlagen zerkleinert, gewaschen und in Waschanlagen vom Schlamm gereinigt. Das schwere Bleierz sank in kleinen Trichtern ab, während das nutzlose Gestein wegströmte.
Für die Verhüttung wurden anfangs Öfen gebaut, die mit dem Wind funktionierten (Rennöfen) und später baute man Blasbalge, mit denen über Düsen Luft in die Brennkammer des Ofens kam. An anderen Stellen gewannen Köhler Holzkohle und für die wurden die Wälder um Laurion und später auf den Inseln abgeholzt.
Die Verhüttung von Bleierzen ohne moderne Filteranlagen hat die gesamte Region um Laurion bis heute mit Blei, Cadmium und anderen, giftigen Stoffen verseucht. Bis heute ist es nicht zu empfehlen, landwirtschaftliche Produkte aus der Umgebung zu nutzen.
Der Bergbau ging bis in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Irgendwann entdeckte man woanders auf der Erde Lagerstätten, wo die Mineralien leichter und billiger zu gewinnen waren und so wurde der Bergbau in Laurion vorerst beendet.
Noch schlummern riesige Vorräte an wertvollen Mineralien unter Laurion. Vielleicht gibt es irgendwann in Zukunft technische Methoden, ohne die Natur zu belasten und ohne große Kosten, den Bergbau neu zu starten? Vielleicht werden Roboter die gefährliche Arbeit übernehmen?
Bis dahin ist Laurion ein offenes Museum des Bergbaus und eine der berühmtesten Fundstellen seltener Mineralien. Eine Gruppe lokaler Mineraliensammler geht noch heute in die verlassenen Bergwerkstollen und findet sensationelle Mineralien, die dann in den Museen in Laurion und Agios Konstantinos ausgestell werden.
Die verlassenen Bergwerkstollen sollte man auf keinen Fall betreten! Es besteht LEBENSGEFAHR!!!
Auch die Schlacken, die für Mineraliensammler interessant sind, sind leider nicht legal zu sammeln und man kann große Schwierigkeiten mit der Polizei bekommen. Die Zone um Thorikos ist archäologisches Gebiet und so sollte man das auch respektieren, dass man NICHTS mitnimmt! Wer Mineralien finden möchte, schließt sich den lokalen Mineraliensammlern an oder macht eine Tour mit.
Die mykenischen Gräber in Thorikos
Das Theater und die antike Industriezone von Laurion
Mineralien aus Laurion
Die kleine Fotogalerie habe ich in den Museen von Laurion und Agios Konstatinos fotografiert. Die lokalen Mineraliensammler, die die beiden Museen aufgebaut haben, sind sehr hilfreich und ich danke Michalis Fytros für die Bestimmung der fotografierten Mineralien!