Vulkanwanderungen auf Nisyros Mai 2013

Wanderstudienreise Kos & Nisyros – Vulkanische Entdeckungen im Mai 2013

Unsere Wanderstudienreise nach Kos und Nisyros im Mai 2013 führte mich und eine kleine Gruppe treuer Stammgäste zu den schönsten Natur- und Kulturschauplätzen der Vulkaninsel Nisyros. Die griechische Insel gehört zur Dodekannes und ist einer der jüngsten aktiven Vulkane Europas – ein perfektes Ziel für Geologie-Liebhaber, Fotografen und Wanderer.

Antike Akropolis Paliokastro & Kapellen von Mandraki

Zum Auftakt wanderten wir zur antiken Akropolis Paliokastro mit ihren mächtigen Mauern aus dunklem Vulkanstein. Im Hauptort Mandraki entdeckten wir anschließend malerische, weiß strahlende Kapellen, die sich fotogen vor das tiefblaue Meer absetzen.

In der Caldera von Nisyros: Stefanos & Polyvotis

Ein Höhepunkt jeder Nisyros-Reise ist der Besuch der berühmten Caldera mit ihren Kratern Stefanos und Polyvotis. Zwischen Fumarolen, Schwefelkristallen und dem intensiv duftenden Dampf entstehen beeindruckende Fotos – allerdings nicht immer ohne Nebenwirkungen: Die vulkanischen Säuren können winzige Löcher in Hosen fressen. Deshalb scherzen die Einheimischen, man verliere dort schnell „den Hintern“ – Vulkanismus hautnah!

Wanderung zum Nymphios-Hochtal & Diavatis-Krater

Besonders beeindruckend war die Tour zu den höchsten Lavadomen der Insel. Der Ausblick auf die umliegenden Inseln des Dodekanes war grandios. Im Krater von Diavatis, dem sogenannten „hängenden Garten“, staunten wir über Kastanien- und Nußbäume mitten in der vulkanischen Landschaft – ein Fotoparadies voller Naturmotive.

Pali, Bimsküste Lies & spektakuläre Mineralfunde

Natürlich stand auch der Fischerhafen Pali auf dem Programm. An der hellen Bims-Küste von Lies wurde es dann geologisch spannend: Am Rand einer Abbauwand entdeckte Thomas Mackowiak den größten Granatkristall, den wir bisher auf Nisyros finden konnten – begleitet von weiteren Mineralien wie Pyroxen. Eine tolle Überraschung für die Mineralien-Sammler der Gruppe!

Tierische Begegnungen & beeindruckende Rückfahrt

Am Ende der Wanderung sorgten ein paar neugierige Schweinchen für Lacher, die sich begeistert an unserem Trinkwasser erfrischten. Selbst die Weiterfahrt zurück nach Kos bot noch fantastische Aussichten auf das Panorama der Vulkaninsel Nisyros – ein krönender Abschluss.

14-16 Mai: Ankunft auf Kos und Ausflüge

Kos – Sehenswürdigkeiten, Kultur & perfekter Ausgangspunkt für Nisyros

Praktischerweise erreicht man die griechische Insel Kos meist direkt mit dem Flugzeug. Viele Besucher nutzen Kos als Ausgangspunkt für Ausflüge und Wanderungen auf den Nachbarinseln – darunter das vulkanische Juwel Nisyros. Doch zunächst lohnt sich ein intensiver Blick auf die Highlights von Kos selbst:

Das berühmte Asklepieion, einer der wichtigsten antiken Heiligtümer der Griechen, erzählt noch heute die Geschichte der medizinischen Schule des Hippokrates. Im Bergdorf Zia erlebt man fantastische Sonnenuntergänge über der Ägäis und kauft traditionelle Produkte aus Kräutern und Honig. Auf der Halbinsel Kefalos beeindrucken uralte Lavadome und das fotogene Kirchlein auf dem Inselchen Agios Stefanos nahe der Küste.

Auch die Stadt Kos bietet eine Vielzahl archäologischer und kultureller Sehenswürdigkeiten:

  • die antike Agorá
  • das Archäologische Museum
  • das Odeon

die berühmte Hippokrates-Platane mit Blick auf die benachbarte türkische Gazi-Hasan-Pascha-Moschee

Kos ist abwechslungsreich und historisch faszinierend. Doch spätestens, wenn man den Trubel des Massentourismus gespürt hat, wächst die Sehnsucht nach einem ruhigeren, authentischeren Ort der Ägäis – und dann zieht es uns weiter zur Vulkaninsel Nisyros, wo Natur, Geologie und griechische Gastfreundschaft eine besonders ursprüngliche Mischung bilden.

16 Mai 2013: Schifffahrt von Kos nach Nisyros

Überfahrt nach Nisyros – mit dem Schnellboot Panagia Spiliani

Den Massentourismus von Kos lassen wir immer gerne hinter uns und nehmen die erste Fähre, die sich findet. Am schnellsten gelangt man mit dem Schnellboot Panagia Spiliani nach Nisyros: In nur etwa 1,5–2 Stunden fährt man direkt vom Hafen Kos oder vom Ferienort Kardamena über das tiefblaue Meer zum UNESCO-Geopark der Vulkaninsel Nisyros.

Die Route führt an den kleinen Vulkaninseln Strongyli und Yali vorbei. Schon während der Überfahrt kann man die typische geologische Vielfalt des Dodekanes entdecken – vulkanischer Bims, dunkle Lavadome und Kontraste zwischen Meer und Fels.

Schließlich läuft das Schiff in den Hafen von Mandraki ein, dem Hauptort von Nisyros. Von hier ist es nur ein kurzer Spaziergang zu unserem Stammquartier: dem gemütlichen Familienhotel Tria Adelfia von Antonis Nikolitsi, wo wir uns jedes Jahr wie zu Hause fühlen. Die herzliche griechische Gastfreundschaft ist einer der Gründe, warum wir immer wieder auf diese faszinierende Vulkaninsel zurückkehren.

18 Mai: Wanderung zur Caldera und zu den Kratern

Wandern zu den Kratern in der Caldera von Nisyros

Mit einer fitten Wandergruppe lassen sich die spektakulären Krater der Caldera von Nisyros hervorragend zu Fuß erkunden. Es stehen mehrere Routen zur Auswahl, die landschaftlich abwechslungsreich und geologisch hochinteressant sind.

Eine beliebte Tour führt auf einem Kiesweg hinauf zum Kloster Stavros, das eindrucksvoll oberhalb des Kraters thront. Alternativ wandert man über die kleine Kapelle Evangelistria und durch das Tal zwischen dem inneren Calderarand und den beiden imposanten Lavadomen Nymphios und Profitis Ilias. Diese Routen erfordern Ausdauer und Trittsicherheit – technisch sind sie jedoch nicht schwierig, aber durchaus anspruchsvoll.

Für Gäste, die es etwas gemütlicher möchten, gibt es die Möglichkeit, sich direkt zu den Kratern Stefanos und Polyvotis fahren zu lassen und von dort aus zurück nach Mandraki oder Nikia zu wandern. So erlebt man die vulkanische Landschaft trotzdem intensiv – nur mit etwas weniger Höhenmetern.

19 Mai 2013: Emporio, Kloster Panagia Kera und das römische Bad

Rundfahrt nach Emborio, Panagia Kera & Pali

Granat-Kristalle aus dem Bims

An diesem Tag unternahmen wir eine kleine Rundfahrt durch den Norden von Nisyros, die uns zunächst nach Emborio (Emborios) führte. In dem stillen Bergdorf überraschte uns eine natürliche „Sauna“: In einem Raum entweicht heiße, schwefelhaltige Luft direkt aus dem vulkanischen Untergrund. Es fühlt sich tatsächlich wie ein Dampfbad an – allerdings viel zu heiß und feucht, um dort länger zu verweilen. Besonders, wenn man danach noch aktiv sein möchte! :-)

Der Blick von Emborios über die Caldera von Nisyros ist beeindruckend. Nach Westen erstreckt sich das gesamte Kraterfeld mit Stefanos und Polyvotis – ein Panorama, das jeden Fotostopp lohnt.

Unsere nächste Station war das kleine Kloster Panagia Kera, umgeben von Terrassen und alten Bäumen. Hier finden sich viele fotogene Ecken: weiße Mauern, Kuppeln und traditionelle Steinarchitektur – ein ruhiger Ort mit viel Atmosphäre. Von dort führt auch ein Wanderweg hinunter zur Küste von Lies, wo die hellen Bimsablagerungen auf das tiefblaue Meer treffen.

Wir blieben jedoch auf unserer Rundroute, und so ging es weiter zum Hafen Pali, einem idyllischen Fischerort im Osten der Insel. In der Nähe befinden sich die Reste des römischen Bades Panagia Thermiani, in dem einst die heilkräftigen Thermalquellen genutzt wurden. Ganz in der Nähe liegen Bimsgruben – hier wurden wir geologisch wieder fündig: Wir entdeckten beeindruckende Granatkristalle und weitere vulkanische Minerale, die nur darauf warteten, entdeckt zu werden.

20 Mai 2013: Wanderung zu den höchsten Gipfeln

Die Königsetappe: Gipfelwanderung zum Profitis Ilias

"Der hängende Garten des Diavatis"

Eine der schönsten und gleichzeitig anstrengendsten Wanderungen auf Nisyros ist der Aufstieg zum höchsten Punkt der Vulkaninsel: dem Gipfel des Profitis Ilias. Es gibt zwei Varianten:
Entweder man folgt direkt bei der Kapelle Evangelistria dem Bergpfad nach oben oder man nimmt zunächst den Weg Richtung Caldera und biegt nach etwa einem Kilometer rechts auf den Gipfelweg ab.

Wir haben uns für die Route über das Nymphios-Tal entschieden – sicher eines der mysteriösesten und landschaftlich reizvollsten Täler der Insel. Bereits nach wenigen Minuten gewinnt man schnell an Höhe und erreicht erste Mauerreste vergangener Epochen. Links befindet sich ein größeres Gebäude mit mehreren Gewölben und Räumen. In der Mitte liegt die kleine Kapelle Agios Ioannis.

Vieles deutet darauf hin, dass dies einst ein Kloster war. Die Geschichte des Ortes reicht jedoch möglicherweise deutlich weiter zurück – vielleicht sogar bis in die minoische Zeit (ca. 1700–2000 v. Chr.). Die gesamte Anlage liegt kreisförmig, und an der westlichen Begrenzung fällt ein felsiger Vorsprung in Form eines Stierhorns auf – ein Motiv mit starker Symbolik in der Bronzezeit.

Setzt man den Weg über die Hochebene fort, erkennt man weiter westlich ein Gebäude aus Feldstein, in das deutlich ältere, exakt behauene Blöcke eingearbeitet sind. Nördlich davon entdeckt man in den Felsen Ausnehmungen für Balken – Hinweise auf antike Bauwerke. Südlich befinden sich uralte Weinpressen, direkt in den Fels gehauen, und ein kleiner Eingang führt in einen geheimnisvollen Raum mit einer eindrucksvollen, aus dem Gestein gehauenen Steinsäule. Die Höhle scheint bereits vor Jahrtausenden von Menschen in den Vulkanfelsen geschlagen worden zu sein und wurde später in eine kleine Felskapelle umgewandelt.

Am Ende der Hochebene öffnet sich der Blick in die Caldera von Nisyros. Wir wandern jedoch weiter nach Norden und dann westwärts bergauf, bis wir die Hauptroute zum Gipfel erreichen. Der mühsame Aufstieg wird belohnt, sobald wir ein kleines Steinhaus erreichen. Dahinter liegen Ruinen, eine kleine Kapelle und eine kreisrunde Mauer, in deren Innerem essbare Kastanien- und Walnussbäume wachsen. Dieser magische Ort ist als „Hängender Garten des Diavatis“ bekannt – für uns der schönste Platz der Insel Nisyros.

Von dort führt der Weg noch ein Stück höher zum Gipfel des Profitis Ilias mit seiner Kapelle. Oben angekommen, eröffnet sich ein grandioser Panoramablick: über die Nachbarinseln Kos, Tilos, Gyali und bei klarer Sicht sogar bis zur Türkei und tief in die Caldera hinein. Ein traumhafter Abschluss einer unvergesslichen Vulkanwanderung.

21 Mai: Avlaki & Mineralien

Fahrt nach Avlaki – Heiße Quellen, Terrassenfelder & Mineralfunde

Heiße Quellen & Mineralien

An diesem Tag fuhren wir erneut nach Nikia und nahmen den Fahrweg hinunter zur Küste. Über zahlreiche Serpentinen führt die Straße durch eindrucksvolle Terrassenfelder, in denen es lebhaft zugeht: Immer wieder kreuzen Hausschweine unseren Weg, auf einigen Flächen grasen sogar Kühe. Und die Eidechsen – wie kleine Drachen – huschen flink über die warmen Trockenmauern.

Unser Ziel war Avlaki, ein heute verlassenes Heilbad. Hier entspringen bis zu 60 °C heiße Quellen, die früher für therapeutische Zwecke genutzt wurden. Die übrigen Gebäude sind inzwischen stark verfallen; nur ein privates Ferienhaus an der Küste ist geblieben.

Wir parkten bei der kleinen, schönen Kapelle Agios Panteleimonas und stiegen die Stufen hinab bis zum Hafenbecken. Ein Teil des Meeresbodens fällt hier zeitweise trocken und zwischen den Felsen spürt man deutlich die heißen Rinnsale des vulkanisch erhitzten Wassers – ein faszinierendes Naturphänomen.

Später wanderten wir wieder bergauf durch die Terrassenfelder. In den Trockenmauern suchten (und fanden) wir erneut spannende vulkanische Gesteine. Diese Mauern bestehen aus allem Material, das der Vulkan im Laufe seiner Geschichte an die Oberfläche befördert hat – ein geologisches Schatzkästchen.

Besonders interessant ist hier der Skarn, ein Gestein, das entsteht, wenn kalkiges Sedimentgestein mit Magma reagiert. Skarn kann zahlreiche seltene Mineralien enthalten:

  • Granatkristalle
  • Pyroxen
  • Spinell

Wie so oft auf Nisyros war auch dieser mineralogische Ausflug von Erfolg gekrönt – und begeisterte besonders die Geologie-Fans unserer Gruppe.

22 Mai 2013: Mandraki

Letzter Tag in Mandraki – Kultur, Geschichte & Vulkanstrand

Antike Gräber, schwarze Basaltkiesel und die Akropolis

Am letzten, freien Tag nutzten wir die Gelegenheit, den Hauptort Mandraki ausführlich zu erkunden. Vom Hotel Tria Adelfia spazierten wir entlang der Uferpromenade ins historische Zentrum.

Unser erstes Ziel war das Archäologische Museum von Nisyros. Besonders beeindruckend sind dort die Grabfunde aus dem Gebiet, wo heute der Sportplatz liegt: riesige Amphoren, die in der Antike als Särge dienten, dazu kostbare Grabbeigaben und Alltagsgegenstände aus mehreren Epochen.

Am zentralen Iliikiomeni-Platz ließen wir uns anschließend einen leckeren Moussaka schmecken, bevor der Weg weiter bergauf führte – zum Kloster Panagia Spiliani mit seinem kleinen volkskundlichen Museum. Von hier oben bietet sich ein traumhafter Blick über Mandraki und auf die tiefblaue Ägäis.

Nur wenige Minuten entfernt liegt der Kochlaki-Strand mit seinen abgerundeten schwarzen Basaltkieseln. Wenn die Wellen über die Steine rollen, entsteht ein charakteristisches Geräusch, das an kochendes Wasser erinnert – daher der Name „Kochlaki“.

Als krönenden Abschluss ging es hinauf zur Akropolis von Nisyros, dem antiken Paliokastro. Die restaurierten Polygonalmauern zählen zu den best erhaltenen Festungsanlagen Griechenlands aus der Zeit um 400 v. Chr. Am Eingang ist eine Inschrift erhalten, die im Detail festlegt, wie groß der Abstand von Häusern zur Stadtmauer sein musste – ein eindrucksvoller Beleg antiker Stadtplanung.

Den Tag ließen wir an der Küste von Mandraki ausklingen – mit einem farbenprächtigen Sonnenuntergang in einem der Cafés direkt am Meer. Ein wunderbarer Abschluss unserer Reise durch die Vulkan- und Kulturlandschaften von Nisyros.

Rückfahrt nach Kos

Abschied von Nisyros & Rückkehr nach Kos

Die Lavadome von Nisyros und die Nachbarinseln

Früh am Morgen hieß es Abschied nehmen von Nisyros. Nur wenige Mitreisende bestiegen mit uns das Schnellboot Panagia Spiliani. Während das Schiff aus dem Hafen von Mandraki auslief, konnten wir ein letztes Mal die beeindruckende Kulisse des UNESCO-Geoparks Vulkan Nisyros bewundern: die mächtigen Lavadome Nymphios und Profitis Ilias, die wir in den vergangenen Tagen erwandert hatten, thronen über der Insel wie steinerne Wachtposten.

Schon nach kurzer Fahrt erreichten wir Yali (Gyali), wo die Bims-Minenarbeiter zustiegen bzw. ausstiegen. Der Rohstoffabbau hat hier eine lange Tradition und gehört zu den wichtigsten wirtschaftlichen Tätigkeiten in dieser Region der Ägäis. Wenig später passierten wir die Vulkaninsel Strongyli, den südlichsten Punkt des Dodekanes.

Nach rund eineinhalb bis zwei Stunden bog die Panagia Spiliani am Südostkap von Kos herum, und kurze Zeit später erreichten wir den alten Hafen von Kos-Stadt. Den Rest des Tages verbrachten wir gemütlich in der Altstadt von Kos – mit ihren engen Gassen, kleinen Geschäften, historischen Sehenswürdigkeiten und dem Flair einer lebendigen Inselhauptstadt.

Ein ruhiger Abschluss einer erlebnisreichen Wanderstudienreise durch die faszinierende Vulkanwelt des Dodekanes.