Ankunft in Addis Abeba und Fahrt nach Norden
Die Reise über Dubai mit Emirates Air war eine kleine Luxusvariante des Fliegens. Obwohl ich nicht mal "Bussines-Class" gebucht hatte, war der Flug und der Service großartig. In Dubai konnte ich die Zeit zwischen dem Verbindungsflug gut totschlagen und erkundete ein Level des Flughafens, der vor überteuerten Luxuswaren strotzte. Eigentlich schon eine perverse Sache, wenn man überlegt, dass er Drehkreuz zu den ärmsten Ländern der Erde ist.
Nach dem Luxus gab es einen ersten Schock bei der Ankunft in Addis Abeba. Überall auf der Welt sind die Zoll-Stationen eine eigene Welt mit eigenen, bürokratischen Regeln. Und mich erwischte es, weil man meine Fotoausrüstung als "professionell" betrachtete und ich für die "Einfuhr" erst mal eine Genehmigung vom "Kommunikations-Ministerium" haben müsse. Ohne meine Fotoausrüstung hätte die ganze Reise keinen Sinn gemacht und ich war schon in Gedanken dabei, den nächsten Flieger zurück zu nehmen...
Zum Glück halfen mir ein paar bildhübsche Stewardessen von Ethiopian, im Flughafen eine Zone mit Wlan zu finden, denn mein Handy konnte keine Verbindung bekommen. So konnte ich also meinen Kontakt, den Kollegen Samson erreichen, der sofort alles in die Wege leitete, um auch meine Kamera einzuführen. Am nächsten Tag konnte er - trotz eines wichtigen islamischen Feiertags - jemanden im Ministerium erreichen und ich konnte die Reise mit ihm beginnen.
Natürlich zeigte er mir auch seine Stadt und stellte mich auch seiner Familie vor.
Mit einem geländegängigen Jeep starteten wir am Büro von Ethiopia Origins Tours. Addis Abeba ist riesig und es dauert eine Weile, bis man endlich auf dem Land ist. Dann geht es schon los - eine Lawine von Eindrücken!
Es ging in Addis Abeba ja schon auf einer Höhe von ca. 2300 m los und dann immer weiter auf Hochebenen und durch Täler. Manchmal zeigte mein GPS Höhen von 2700-3000 m Höhe an!
Auch, wenn die Fahrt über Debre Sina nach Dese lang war, so wurde es nie langweilig. Es ist, wie als ob man im Kino einen Film sieht. Es ziehen tolle Landschaften, Dörfer und Menschen vorbei.
Es gab ein paar einfachste Unterkünfte, aber kein Problem! Überall fühlte ich mich sicher und gut aufgehoben. Und, wenn es dann eine leckere Injera und Buna gab, war auch fürs leibliche Wohl gesorgt.
Bald war Woldya erreicht, von dem ich wußte, dass es dort Opale geben soll. Aber dass es noch eine längere Fahrt bis zu einer Opal-Mine werden würde, wußte ich nicht... Die Entfernungen sind schon groß. Auch, wenn die Strassen inzwischen sehr gut sind, so kann man kaum schneller als 40-60 fahren, weil überall Menschen und Tiere auf der Strasse sind. Unser Fahrer war vorsichtig und wir hatten ja Zeit.
Bald erreichten wir eine Hochebene mit strohgedeckten, runden Häusern und ausgedehnten Teff-Feldern. An einer Schlucht wartete ein Freund von Samson, mit dem wir eine Wanderung in einen Canyon begannen. Ein paar Dorfleute kamen auch noch mit. Es ging tief in die Schlucht und bald waren ein paar Hütten erreicht. Ganz in der Nähe war der felsige Abhang der Schlucht und dort hatte man in eine Schicht der vielen, uralten Lavaströme gegraben. Das weisse, poröse Gestein ist wasserdurchlässig. Und so konnte in die Poren des Gesteins Wasser eindringen, das gelöste Silizium-Verbindungen transportierte und als Gel in den Poren hinterließ. Dieses Gel bildete mikroskopisch kleine Kügelchen, die zu Opal wurden.
Nun ist es so, dass das Wasser nur bis zu einer Tiefe von ca. 4-6 m in das Gestein eintritt und dann ist Schluss mit Opal. Somit hatten die Bewohner, die diesen Schatz abbauten das Problem, dass ihre Mine erlischt. Fachwissen gibt es keines. Man hackt mit unzulänglichen Hämmern in das Gestein und mit Glück ist mal ein größerer Opal dabei. Die ganze Opa-Mine ist nicht abgesichert und jederzeit könnte etwas von oben einen der Arbeiter erschlagen. Aber der Wert der Opale ist die Motivation, sein Leben zu riskieren.
Ich hatte das Glück, schon nach 5 Minuten in der Abraumhalde einen ansehnlichen Opal zu finden, der jetzt meine Sammlung ziert. Ich gab den Leuten den Tipp, einfach mal die Schicht, die sich entlang des ganzen Tals zieht, zu verfolgen und zu sehen, ob es nicht auch an anderen Stellen ähnliche Bildungsbedingungen gibt, in denen sich Opal bildete.
In einem der strohgedeckten Rundhäusern machten wir eine Pause und wurden zu einem Snack und Buna eingeladen. Eine wunderschöne Atmosphäre! Als Nachtisch zeigte man mir stolz die schönsten Opale, die man gefunden hatte und ich konnte tolle Fotos davon machen.
Bald ging es wieder Jeep zurück. Und das war dann doch eine Herausforderung! Der Pfad nach oben war gar nicht mal so steil. Kinder in Plastiklatschen rannten den Berg regelrecht hoch. Bei mir als geübten Wanderer zeigte sich allerdings ein Problem, mit dem ich nie gerechnet hatte: Ich bekam immer weniger Luft zum Atmen!
In meiner Naivität hatte ich eine Tatsache komplett vergessen: Die Höhenunterschiede!
Der Startpunkt unserer Wanderung am Parkplatz war auf 3313 m Seehöhe und die Opalmine auf ca. 2500 m. 800 m Höhenunterschied hört sich nicht viel an, aber wenn man sich das in unseren Gebirgen vorstellt, versteht man schnell, dass das ein Problem werden kann. Ich war ja erst zwei Tage in Äthiopien.
Ich kämpfte um jeden Meter des Aufstiegs. Alle paar Meter musste ich mich verschnaufen. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich hatte ein paar Mal Angst zu ersticken. Es ging nicht voran... Zum Glück war immer ein älterer Herr in meiner Nähe, der auf mich aufpasste und alle anderen warteten geduldig.
Irgendwann war ich dann doch wieder auf der Hochebene angelangt und es ging weiter nach Lalibela, dem Jerusalem Afrikas...